Samstag, Oktober 15, 2011

Windernergiemesse - Zwei Messen auf Kolissionskurs

Der Streit der Messegesellschaften Hamburg-Messe und Husumer-Messe wird sicherlich dazu führen, dass in Norddeutschland nicht mehr die weltgrößte Windmesse stattfinden wird. Die Messegesellschaft aus Kopenhagen hat Ihre Chance bereits erkannt und veranstaltet eine passende Veranstaltung in 2013. Ich hoffe, dass sich unsere beiden nordtdeutschen Messegesellschaften noch einigen und diese wichtige Messe dann in Hamburg stattfindet. Aus Sicht eines Messebauers ist das Messegelände in Husum nicht mehr zu aktzeptieren. Wir sind in Husum schon mit unseren 40-Tonnern im Matsch versunken, wurden bei Sturm während des Aufbaus evakuiert weil Zeltteile abstürzten und Kollegen von uns warteten mehr als 48 Stunden auf ihr Leergut und konnten nach der Messe nicht abbauen. Auch die Infrastruktur in Husum ist in den letzten Jahren nicht mehr ausreichend, denn es wird zuviel Zeit für die Anfahrt der Materialien und Monteure benötigt. In Hamburg stehen ganz neue Messehallen und müsse nicht noch Zelte aufgebaut werden. Die Husumer Messegesellschaft kann ja Mitveranstalter auf dem Hamburger Messeglände werden. Diese Art Zusammenarbeit gibt es häufiger am deutschen Messemarkt. Wit fahren sonst auch nach Kopenhagen. Folgenden Artikel fand ich in der SHZ von Frank Jung / Margret Kiosz:
Das Tischtuch scheint endgültig zerschnitten: Hamburg und Husum basteln getrennt an der jeweils größten Leistungsschau der Wind-Branche. Dass die "Husum Windenergy" Charme besitzt - das bestreitet auch Thomas Richterich nicht, der Vorsitzende der Windbranche im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA) und Chef des Hamburger Windkraft-Produzenten "Nordex". "Man kann dort an einem Abend in der Kneipe mehr über unsere Branche erfahren als woanders innerhalb von zwei Jahren." Trotzdem tickt aus Sicht Richterichs für die nordfriesische Kreisstadt die Uhr als Austragungsort der weltweiten Leitmesse. Nicht zuletzt durch die neue Offshore-Technologie und den Atomausstieg habe der Markt Dimensionen angenommen, die seiner Einschätzung nach Husums Kapazitäten übersteigen. Deshalb will sich der VDMA aus seiner Kooperation mit den Schleswig-Holsteinern verabschieden und im September 2014 Hamburg zum Austragungsort einer eigenen Schau machen - exakt eine Woche vor der geplanten Messe in Husum. Das kündigte die Vereinigung, die 300 Produzenten und Zulieferer aus dem Wind-Geschäft vertritt, gestern in der Hansestadt an. Richterich griff zu einem Zahlenvergleich: 2003 seien weltweit Rotoren mit einer Leistung von 3000 Megawatt errichtet worden, jeder zweite in Deutschland. 2011 entstehe eine Leistung von 30 000 Watt - je ein Drittel in Asien, Amerika und Europa, gerade noch fünf Prozent davon in der Bundesrepublik. Entsprechend weite sich der Radius, aus dem es Kunden anzusprechen gelte. "Wir müssen diesen Schritt wagen, weil sich die Welt geändert hat", sagte Rich terich. Ansonsten bestehe "die Gefahr, dass Husum immer weiter in den Hintergrund gerät". Immerhin zehn konkurrierende Städte in Europa würden versuchen, ihrerseits "den Anspruch auf eine Leitmesse durchzusetzen". Noch in diesem Jahrzehnt, so VDMA-Geschäftsführer Thorsten Herdan, müsse die Ausstellungsfläche von 35.000 Quadratmetern wie zuletzt in Husum auf 70.000 verdoppelt werden. Statt für 25.000 Besucher werde Platz für 60.000 benötigt. Herdan unterstrich: Bereits bei Beginn der Zusammenarbeit mit den Nordfriesen 2006/07 habe sein Verband sein Bekenntnis zur Westküste "davon abhängig gemacht, den Standort immer wieder durch die Industrie überprüfen zulassen. "Es gab vom VDMA kein einziges Angebot" Was er verschwieg: Zuvor - 2002, 2004 und 2006 - hatte sich Hamburg bereits einmal als Austragungsort einer Windmesse versucht- jeweils erfolglos. "Unser einziger Fehler war, dass wir damals den Kooperationsvertrag mit Hamburg geschlossen haben und die Hanseaten damit künstlich am Leben gehalten haben", erklärte am Mittwoch ein Insider der Branche. Der Traditionsstandort Husum besitze "emotionale Qualität", die man nicht einfach an der Elbe imitieren könne. Er fürchtet um über Jahre aufgebautes Vertrauen, das gerade im Windkraft-Geschäft beim Verkauf von Prototypen so wichtig sei. Doch das spielt offenbar für den VDMA keine Rolle mehr. Die Einmischung der Politik bei der Ausrichtung der Messe hält Herdan nicht für hilfreich: "Das ist in erster Linie eine Angelegenheit der Industrie." Unter anderem mit Repower und Siemens hätten sich gewichtige Mitspieler mittlerweile in Hamburg angesiedelt. Hinzu komme die maritime Wirtschaft in der Elbmetropole, auf deren Kompetenz die Windkraft-Produzenten im Offshore-Bereich angewiesen seien. Ausdrücklich betonten sowohl die VDMA-Spitze als auch der Chef der Hamburg-Messe, Bernd Aufderheide, für Husum stünden die Türen zu einer Kooperation weit offen. "Wenn es 2014 zwei Messen gibt, können beide nur verlieren", befürchtet Herdan. Genau so wird es wohl kommen. "Es gab vom VDMA kein einziges Angebot, wie eine Kooperation denn aussehen könnte", kritisiert der Geschäftsführer der Husumer Messe-Gesellschaft, Peter Becker. "Der VDMA macht die Messe, Husum ist raus - das war der einzige Botschaft der Gespräche", beklagt er sich. Sein Kommentar zu den Ankündigungen in Hamburg gestern: "Das ist eine klare Kampfansage - und die nehmen wir an." Becker verweist auf die Groß-Produzenten Vestas und Enercon, die beide ebenso an Husum festhalten wie der Bundesverband Windenergie. Nach Schätzungen Beckers repräsentieren die im VDMA organisierten Betriebe derzeit "höchstens 30 Prozent der Marktmacht". Für die "Husum Windenergy" 2014 liegen laut Becker bereits 350 Anmeldungen vor. Er ist sich deshalb sicher: "Auch dann findet die weltgrößte Windmesse bei uns statt."