Freitag, Dezember 15, 2006

Hamburg Messe wird teurer

Folgenden interessanten Artikel habe ich heute im Hamburger Abendblatt gefunden.

Messe-Neubau wird 46 Millionen Euro teurer

Insider kritisieren die extravagante Glasfassade.

Die Statik sei dadurch aufwendiger, Säulen störten die Nutzung der Innenflächen.

Von Matthias Schmoock
Schick und extravagant − aber auch offenbar wesentlich teurer als geplant. Die Messe (hier an der Karolinenstraße) wird in den kommenden Jahren um etwa ein Viertel auf 85 000 Quadratmeter vergrößert. Grundlage sind Pläne des Architekten Christoph Ingenhofen. Der Neubau der Hamburger Messe wird offenbar wesentlich teurer als geplant. Statt der ursprünglich veranschlagten 307 Millionen Euro liegen die Kosten jetzt schon bei 353 Millionen Euro - und die Bauarbeiten laufen weiter. Diese Zahl wurde jetzt im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft bekannt.
Dr. Dirk Petrat aus der Wirtschaftsbehörde will sich zu den Zahlen nicht direkt äußern, bestätigt aber, dass es einen Kostenanstieg gibt. Ursache seien verschiedene Faktoren, die so nicht vorhersehbar gewesen wären. So habe die Messe unter anderem die Kosten für die Verlagerung des Fleischgroßmarktes mit bezahlen müssen. Außerdem habe die Deutsche Telekom zusätzliche Mittel gefordert, um ihren Sendebetrieb über den unmittelbar am Messegelände stehenden Fernsehturm aufrechterhalten zu können.
Petrat leitet seit Sommer den Bauausschuss der Messe GmbH - einen Unterausschuss des Messe-Aufsichtsrats. Insider sehen ihn als "Feuerwehrmann", der die Kostensituation in den Griff bekommen soll.
Dietmar Aulich, Messe-Geschäftsführer, nennt auf Nachfrage weitere Gründe. So seien durch eine Gesetzesänderung die Kosten für den Kampfmittelräumdienst ebenfalls an die Messe gefallen - Sprengsätze und Altlasten aus dem Krieg, die bei den Arbeiten zu Tage kamen, mussten auf eigene Rechnung beseitigt werden. Außerdem habe es durch eine "unerwartete Stahlknappheit" Lieferschwierigkeiten und Mehrkosten gegeben.
Insider äußern aber auch Kritik an dem aufwendigen Stil der Messegebäude. Zum Hintergrund: Ursprünglich hatte das Konsortium ECE/Hochtief den Zuschlag für den Bau der Messe erhalten. Doch nachdem der Düsseldorfer Architekt Christoph Ingenhofen die Ausschreibung für die Ausgestaltung gewonnen hatte, machten die Träger einen Rückzug - ihre Position übernahm die Strabag. Schon damals sollen ECE/Hochtief gewarnt haben, dass der Ingenhofen-Entwurf gar nicht für die veranschlagte Summe zu bauen sei.
Nur ein Beispiel für die extravagante Planung: Die gläserne, vorspringende Glasfassade entlang der Karolinenstraße wird nicht durch Außensäulen gestützt, sondern die Säulen stehen innen im Gebäude. Ein Insider zum Abendblatt: "Dadurch musste die Statik viel aufwendiger gestaltet werden." Außerdem sollen sich Messe-Kenner schon darüber beklagt haben, dass die Nutzung der Innenflächen durch die Säulen zu stark eingeschränkt wird.
"Die Kostensteigerung hängt weder mit der Wahl der Baufirma zusammen, noch ist sie geeignet, dieses wichtige Zukunftsprojekt infrage zu stellen", lässt die Wirtschaftsbehörde wissen. Bis Januar 2009 wird die Messe auf 85 000 Quadratmeter erweitert - zu viel, wie Kritiker meinen. Denn aktuell investieren deutsche Städte und Kommunen 1,5 Milliarden Euro in ihre Messegelände, und Experten haben bereits Überkapazitäten von 20 Prozent errechnet. Dauerhaft, so die Schätzungen, wird ein Drittel der Ausstellungsflächen ungenutzt bleiben.
Dietmar Aulich glaubt nicht, dass Hamburg davon betroffen sein wird: "Für das kommende Jahr sind unsere Auftragsbücher gut gefüllt."
Zwei Mitglieder des Haushalts-ausschusses, Ingo Egloff und Wolfgang Marx (beide SPD), sagen: "Wir werden das Thema weiter im Ausschuss verfolgen, und wir erwarten klare Aussagen von der Wirtschaftsbehörde über die Kosten."

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